Die Kalvarien-Bergkapelle zu Mieders

von Herbert Genser, ergänzt von Beatrix Singer

Betrachtet man das Kalvarienkirchlein von der Miederer Kirche aus, so erfasst den Betrachter der Kapelle ein besonderes Gefühl der inneren Freude. Die Lage des Kirchleins am Tafelbichl scheint ein „heiliger“ Platz zu sein. Das Kirchlein wirkt wie ein Teil des Altares Tirols, der mächtigen Serles. Dieser markante Platz im Zentrum von Mieders hat über die Jahrhunderte hinweg Menschen angezogen, um im Gebet Hilfe zu erbitten und um Danke zu sagen.


Bewegte Geschichte

So schön und prächtig, wie die Kalvarienberg-Kapelle am Tafelbichl heute thront, so war es nicht immer. Im Laufe seiner 700jährigen Geschichte hat die Kapelle harte Zeiten durchgemacht. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges rückte das Kirchlein wieder in die Mitte der Gedanken der Miederer:innen.
Auf dem Fundament des Baues vom 13. Jahrhundert erfolgte 1843 das heutige Bauwerk. Ein Fresko über dem Eingang zeigt die feierliche Einweihungsprozession mit allen Korporationen.

Restaurierungen

Umfangreiche Restaurierungen fanden ab den 1930er Jahren bis heute statt. In den letzten Jahrzehnten übernahmen der Schützenhauptmann Anton Seewald (†2015) und in seiner Nachfolge Johann Schmoller das Kalvarienkirchlein unter „ihr Kommando“. Die Schützenkameraden leisteten gemeinsam mit der Gemeinde und unter Aufsicht des Denkmalamtes wertvolle Arbeit.

Ein ganz besonderer Platz

Der Weg zum Kalavarienkirchlein wird von acht Kreuzwegstationen begleitet. Die ersten sieben symbolisieren die sieben Schmerzen Mariens. Die achte stellt die Kreuzigungsgruppe dar. Sie befindet sich südlich der Kapelle. Alle Kreuzwegstationen wurden unter Hauptmann Johann Schmoller umfangreich und fachmännisch restauriert. Im Jahr 2014 wurde auch der Turm der Kapelle renoviert.
Seit 2019 hat auch eine Gedenkstätte für alle Sternenkinder auf der Ostseite des Kalvarienberges ihren Platz gefunden. Die Ruhe und die Kraft, die dieser Ort ausstrahlt, soll den verwaisten Eltern Trost in ihrer Trauer und ihrem Abschiedsschmerz sein.

Lebendiger Ort

Am Seelensonntag findet jedes Jahr eine von der Kirche ausgehende Gedenk-Prozession auf den Kalvarienberg statt. Musik, Schützen und Gläubige gedenken der gefallenen Miederer Bürger beider Weltkriege. Im Mittelpunkt der Gebete steht die Hoffnung auf Frieden in der ganzen Welt. Auch findet einmal im Jahr eine Heilige Messe für die verstorbenen Schützenkameraden statt. Heuer erstmals – initiiert von Pfarrkurator Andrè Nardin – fand am Gründonnerstag, nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche, eine Prozession mit Übertragung des Allerheiligsten in das Kalvarienbergkirchlein statt . Anschließend bestand die Möglichkeit zur Anbetung vor der wunderschön gestalteten Ölbergszenerie im Altarraum der Kapelle.

Ein Lebenswerk

Den großen persönlichen Einsatz von Anton Seewald und Johann Schmoller mit ihren Helfer:innen ist es zu verdanken, dass dieses Miederer Kleinod, über die Jahre ein Mittelpunkt im Glauben und eine Augenweide für die Besucher ist. Dieses besondere Kirchlein hoch über Mieders wird durch dieses Engagement weiter für die Menschen da sein, die in der Stille und Schönheit Besinnung suchen.
Hinweis: Das Büchlein „Kalvarien-Bergkapelle Mieders“ von Frau Dr. Johanna Felmayer sei jedem Stubaier ans Herz gelegt.


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